Montag, 22. Juni 2015

Makarionissi oder Die Insel der Seligen - Vea Kaiser

Niveauvoller Roman

Detailreiche Familiensaga, die einzigartig formuliert ist und alte Helden und Amazonen aufleben lässt!

 

"Ist es leichter glücklich oder unglücklich zu sein?"
Diese Frage stellt sich der Leser, wenn er die griechischen Familienmitglieder von ihrer Insel Varitsi nach Hildesheim, nach Amerika und Österreich begleitet. Dort in Varitsi, einem Dorf an der griechisch- albanischen Grenze lebt Yiayia Maria mit ihrer Familie. Ihre Enkel treibt es in die Ferne.
Die Reise beginnt in den Fünfzigerjahren und endet in der Gegenwart.
Eine Familie wie aus einem Heldenepos, voller Tragik, Liebe, Hoffnung und auch Grausamkeit wird hier das Glück gesucht.





Schon allein der Titel verspricht ein sagenhaftes Werk mit heldenhaftem Einschlag à la Homer und anderen griechischen Sagen. Geschickt hat Vea Kaiser dieses Familienepos mit neuzeitlichen Anklängen in die alten Heldengeschichten eingebunden und teilt den Roman in Heldengesänge kapitelweise ein.

Hier wird nicht die klassische Variante von griechischen Sagen "besungen", sondern politische Krisen, finanzielle Schwierigkeiten und persönliche Höhen und Tiefen der Figuren dieser Familie mit Fehlern und Schwächen, aber auch mit Witz und Charme beschrieben und offen gelegt.

Es gelingt Vea Kaiser, die Familiensaga beginnend mit den Protagonisten Lefti, Eleni und ihrer bestimmenden Großmutter Yiayia Maria zu einem unterhaltsamen Roman zusammen zu schreiben. Die Familie lebt in einer ärmlichen rückständigen Gegend, Ziegenhaltung und karge Berge lassen keinen großen Wohlstand zu. Nur das Familienvermögen bringt sie durch die Zeit. Daher ist die Wahrung des Besitzes gerade eine Frage der Verheiratung, die auch vor verwandschaftlicher Beziehung nicht halt macht. Also werden Lefti und Eleni als Cousin und Cousine verheiratet. Doch mehr möchte ich hier nicht verraten. Nur noch soviel, dass auch die weiteren Charaktere faszinierend, ungewöhnlich und empathisch daherkommen und damit für eine wunderbare Unterhaltung sorgen.

Außerdem hat mich allein die Sprache schon regelrecht verzaubert. Der Stil ist frisch, spritzig und unverbraucht und geht ans Herz. Man entdeckt einen ganz eigenen Schreibstil voller Detailreichtum, Leichtigkeit und wahrer Einzigartigkeit.
Vea Kaiser vermag mit sagenhafter Wortgewandheit und klugem Inhalt des Buches, den Leser zu fesseln. Es gibt so viele originelle und witzige, traurige und schöne Stellen, die mich begeistert lesen ließen.

Man erlebt eine Familie, deren Mitglieder so anders sind als andere und dennoch die gleichen Wünsche, Sehnsüchte, Träume und Hoffnungen haben wie alle anderen Menschen auf dieser Welt auch. Die Familie wird erst auseinandergerissen, treibt in die Ferne und findet dann wieder zueinander.


Diesen Roman sollte man lesen! Er zeigt wie aus Sehnsucht und Einsamkeit Neuanfänge geschehen können und ist eine Ode an die Schönheit des Lebens mit all seinen Facetten.




                     

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